Roverstufe

Roverstufe
Im Alter von 15 Jahren können Jugendliche Mitglied der Roverstufe werden. Die Zugehörigkeit zur Roverstufe endet mit 20 Jahren.

Strukturen der Roverstufe
Das Leben der Roverinnen und Rover im Stamm findet in der Runde statt. Eine Roverrunde besteht in der Regel aus 7 bis 12 Mitgliedern. Bei einer größeren Anzahl von Roverinnen und Rovern ist es sinnvoll, mehrere eigen­ ständige Runden zu bilden. Die Roverrunde kann für ihre Mitglieder zu einem intensiven Freundes­ kreis werden, der seinen eigenen Stil und seine eigene Kultur entwickelt – dies gilt für alle Gruppenphasen: von der Aufnahme über das Arbeiten und Feiern bis hin zur Verabschiedung. Bei Projekten oder besonderen Aktionen bilden einzelne Mitglieder der Runde aufgabenorientierte Kleingruppen.

Die Roverrunde kann Rundensprecherinnen und Rundensprecher wäh­len, die die Meinungen und Ideen der Runde nach außen hin vertreten. Diese Sprecher und Sprecherinnen ersetzen in keinem Fall die Roverleitung.

Bei der Entscheidung, selbst eine Leitungsfunktion zu übernehmen, erhalten Roverinnen und Rover Unterstützung durch die Roverleitung und die Stammesleitung. Mitglieder der Roverstufe können aber nicht gleichzeitig die Leitung einer Alterstufe der DPSG übernehmen. Roverinnen und Rover, die eine Leitungs­ aufgabe in der DPSG übernehmen, scheiden aus der Roverrunde aus. Rove­ rinnen und Rover haben ein Recht auf ihr Rover-Sein – vier Jahre Leben in der Roverstufe sollten nicht unbedacht verschenkt werden.

Leitungsverständnis der Roverstufe
Jede Roverrunde hat ein Leitungsteam, das mindestens aus einem Leiter und einer Leiterin besteht. Leitungskräfte in der Roverstufe sind mindes­ tens 22 Jahre alt und werden von der Roverrunde gewählt: Diese sucht sie zusammen mit den Verantwortlichen des Stammes aus und entscheidet sich bewusst für sie. Die Roverrunde ist bestrebt, sich zunehmend selbst zu organisieren und ihr Gruppenprogramm selbst zu bestimmen. Die Aufgabe der Leiter bei diesem Prozess ist es, die Gruppe aktiv zu unterstützen und zu motivieren sowie sie vor Eingriffen von außen zu schützen. Also haben Leiterinnen und Leiter in der Roverstufe fünf Hauptaufgaben:

Sie schaffen Gruppenstrukturen, indem sie das Wir-Gefühl stärken, auf Einzelne zugehen und die Entwicklung der Gruppenkultur fördern.
Sie zeigen echtes Interesse an den einzelnen Gruppenmitgliedern und sind so Vorbild für den Umgang miteinander.
Sie verhelfen der Roverrunde zum Handeln, indem sie aufmerksam das Geschehen und die Gespräche in der Gruppe verfolgen, Themen und Initiativen einzelner Gruppenmitglieder verstärken oder indem sie – bei Bedarf – auch selbst Themen oder Methoden einbringen.
Sie stärken den Zusammenhalt der Runde, indem sie Einzelne oder kleine Gruppen ermutigen, ihre Ideen umzusetzen, und indem sie darauf ach­ ten, dass diese unterschiedlichen Aktivitäten immer wieder in der ganzen Roverrunde zusammenlaufen oder darüber berichtet wird.
Sie müssen schließlich in der Lage sein, sich langsam und gefühlvoll zurückzuziehen, aber weiter für Anfragen zur Verfügung zu stehen, den Gruppenprozess aus einer gewissen Distanz weiter zu beobachten – und im Bedarfsfall wieder voll in die Runde einzusteigen!
Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, müssen sich Roverleiterinnen und -leiter eine große Bandbreite an Kompetenzen aneignen, vom Durchplanen der Gruppenstunden bis zum bewussten In-den-Hintergrund-Treten. Dazu sind interessante erwachsene Menschen nötig, die über Erfahrung und Per­ sönlichkeit verfügen, sich über ihre Rolle als Vorbild bewusst sind, aber auch Bereitschaft zur Aus- und Weiterbildung zeigen.

Zur Entwicklung ihrer Kompetenzen und Identität bietet ihnen die DPSG geeignete Ausbildungsveranstaltungen auf allen Ebenen an. Hier und bei der Leitung der Roverrunden ergeben sich für sie viele Gewinn bringende Erfahrungen mit der Chance, etwas für das eigene Leben mitzunehmen.

Ziele, Inhalte und Methoden der Roverstufe
Im Versprechen erklären Roverinnen und Rover die Ziele ihrer pfadfinderischen Tätigkeit gegenüber sich selbst und gegenüber ihrer Runde. Damit bejahen sie ihre Übereinstimmung mit den Zielen der Runde und des Verbandes sowie ihre Zugehörigkeit zur internationalen Gemeinschaft der Pfadfinderbewegung. Durch das Versprechen entsteht eine wechselseitige Verantwortung, die sich unter anderem durch ein hohes Maß an Vertrauen sowohl des Einzelnen gegenüber der Gemeinschaft als auch der Gemein­ schaft gegenüber dem Einzelnen ausdrückt.

Roverinnen und Rover sind unterwegs – nicht nur unterwegs zu verschie­ denen Orten, sondern auch unterwegs vom Jugendlichen zum Erwachsenen und unterwegs zu sich selbst. Das spiegelt sich wider in den folgenden sie­ ben Punkten, die das Leben in der Roverstufe ausmachen:

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Die Roverzeit ist eine einzigartige und wichtige Zeit – sie kommt nie wie­ der. Durch Roveraktionen lernen Roverinnen und Rover sich selbst besser kennen, können vielerlei ausprobieren, ihre Grenzen erfahren und mit der Runde über sich selbst hinauswachsen. Diese vier Jahre stecken daher voller Chancen und Möglichkeiten. Es gilt sie zu nutzen und zu genießen.

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Für Roverinnen und Rover ist die Frage nach dem Sinn des Lebens topak­ tuell. Sie verknüpfen damit die Suche nach ihrer Form von Spiritualität. Sie gestalten ihren Glauben aus eigenen Kräften und nehmen dabei andere Konfessionen, Religionen sowie philosophische Lebensentwürfe als anre­ gend und bereichernd wahr. Dabei akzeptieren Roverinnen und Rover durch ihre Mitgliedschaft die DPSG als katholischen Verband und setzen sich kritisch und gestaltend mit der Kirche auseinander.

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16- bis 20-Jährige müssen sich mit den Fragen nach Erwerbsarbeit, beruf­ licher Zukunft und Ausbildung auseinander setzen. Dabei taucht auch für Roverinnen und Rover die Frage nach der weiteren Lebensgestaltung auf, sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich. Sie haben in der Rover­ runde die Gelegenheit, sich in dieser Frage mit Menschen in der gleichen Situation oder solchen, die diese Situation schon hinter sich haben, ausein­ ander zu setzen. Darüber hinaus bieten auch der Verband und die internati­ onale Pfadfinderbewegung Möglichkeiten zum Erwerb von Schlüsselqualifi­ kationen und zur Orientierung auf dem persönlichen Lebensweg.

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Internationale Begegnungen bieten jungen Menschen die Chance, Erfah­ rungen zu machen, die ihr Leben prägen. Sie lernen handlungsorientiert ungewohnte und fremde Lebenswege, Berufsmöglichkeiten, Kulturen, Men­ talitäten usw. kennen; die Bandbreite ihrer Denkstrukturen und Möglich­ keiten erweitert sich gewaltig. Roverinnen und Rover lernen, mit der Welt verantwortlich umzugehen, die Erde global mitzugestalten und Frieden zu leben (nicht nur darüber zu reden). Internationale Begegnungen sind eine der längsten Traditionen und eine der größten Chancen der Pfadfinderbewe­ gung. Die Roverstufe ist durch ihre größeren Mobilitätsmöglichkeiten und den altersgemäßen Ablöseprozess die ideale Stufe für internationale Begeg­nungen – ob im In- oder im Ausland.

Hier lernen Roverinnen und Rover intensiv und selbstverantwortlich ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln und ihren Lebensweg zu gestalten, das heißt, ihre Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

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In der Roverrunde haben Roverinnen und Rover die Möglichkeit, quer zu denken, ihre Vorstellungen von einer idealen Welt zu thematisieren und wei­ terzuspinnen. Fragen nach Gültigkeit, Mängeln und Veränderung von Wer­ ten, Normen, Rollenverständnissen, Lebensentwürfen usw. spielen dabei eine große Rolle. Daraus entstehen Ideen für Zukunftsbilder, Entwürfe für menschenwürdigeres Leben, Frieden und Chancengerechtigkeit in der Welt und vor Ort sowie Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen. Dazu ist es hilfreich, öfter mal den Gruppenraum zu verlassen und die Umgebung zu erkunden. Roverinnen und Rover dürfen es sich erlauben – auch ungefragt, einseitig und zugespitzt – das zu sagen, was sie denken und was sich andere vielleicht nicht trauen. Zunehmend lernen sie, ihren eigenen Standpunkt zu entwickeln und konstruktiv zu vertreten.

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Roverinnen und Rover ermuntern sich gegenseitig, für ihre idealen Lebensvorstellungen oder gegen Ungerechtigkeiten einzutreten. Dabei suchen sie sich ihre eigenen Formen von gesellschaftlichem Engagement, die sehr vielfältig sein können. Gemeinsam ist diesen, dass sie lust- und ergebnisorientiert sein dürfen. Ausgehend von eigenen Interessen und Bezü­ gen bzw. ihrer Selbstverwirklichung mischen sich Roverinnen und Rover als Gruppe in Bereiche ein, in die sie sich allein nicht wagen würden. Zum gemeinsamen Anpacken bietet sich gerade die Projektmethode als geeignete Handlungsform an. Bei ihrer Form von gesellschaftlichem und politischem Engagement erwerben Roverinnen und Rover Kompetenzen, die sie auch nach ihrer Roverzeit nutzen können.

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Roverinnen und Rover haben Spaß und genießen mit allen Sinnen. Das Leben in der Runde ermöglicht ihnen den reflektierten Umgang mit Themen wie Partnerschaft, Sexualität, Alkohol, Drogen usw. Sie begreifen ihren Kör­per ganzheitlich als aktiven und schützenswerten Teil ihrer Persönlichkeit: Geist und Körper werden in Bewegung gebracht. Sie sind unterwegs – auch mit körperlicher Anstrengung. Roverrunden entwickeln nicht nur dabei eigene Formen von Stil und Kultur, sondern auch beim gemeinsamen Spie­ len, Essen, Feiern und im Umgang miteinander.

Grundsätzlich haben also die Roverrunden unbegrenzte Möglichkeiten, ihr Gruppenleben zunehmend selbstverantwortlich zu gestalten. Auf jeden Fall sollen alle Roverinnen und Rover während ihrer vierjährigen Roverzeit

mindestens eine internationale Begegnung machen;
sich wenigstens einmal bei einem gesellschaftlichen Projekt engagieren;
sich Gedanken über ihre eigene Zukunftsgestaltung und Lebensziele als Frau oder Mann machen;
sich mit der eigenen Spiritualität auseinander setzen;
begreifen, dass sowohl ein beweglicher Geist als auch ein aktiver Körperuntrennbare Bestandteile seiner Persönlichkeit sind;
sein Handeln am „Gesetz der Pfadfinderinnen und Pfadfinder“ orientieren.

joerg

Roverleiter Jörg

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